Problemen vorbeugen

Problemen vorbeugen

Das konstruktive, kontinuierliche Gespräch  und Problemlöse-

fertigkeiten



Prävention, d.h. die Vorbeugung von Paarproblemen, hat eine sehr hohe Bedeutung für eine dauerhaft befriedigende Ehebeziehung. Leider ist diese Erkenntnis sowohl vielen Paaren als auch in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt.

Jede gute Ehe ist eine Quelle der Freude. Durch die immer wiederkehrenden alltäglichen Belastungen ist sie aber auch von einer schleichenden Erosion bedroht. Die "täglichen Widrigkeiten" (Stress, Routine, Gewohnheiten ...) nagen an der besten Beziehung. Um es in einem Bild zu sagen: Es ist wie bei einem schönen Blumenstock - wenn Sie diesen nicht pflegen, d.h. regelmäßig gießen, dann verwelkt er. Wie kann dieses "Gießen" aussehen?

Die Paarforschung hat herausgearbeitet, dass es vor allem zwei Bereiche sind, die Paare im Auge behalten, kontinuierlich weiterentwickeln, pflegen müssen, wenn ihre Beziehung lebendig und befriedigend sein und bleiben soll:


a) das kontinuierliche Gespräch über die Beziehung und was die Partner innerlich bewegt

b) die Fähigkeit, gemeinsam kreativ und konstruktiv Probleme zu lösen



Gespräch ist mehr als nur Austausch über organisatorische Probleme und Kindererziehung - so wichtig beides ist! Gespräch bedeutet, dass wir uns als Personen begegnen, über das sprechen und austauschen, was uns innerlich berührt und bewegt.

Das Gespräch muss bewusst gesucht und gepflegt werden. Nur so bleiben die Partner in Kontakt und die Beziehung lebendig.

Es gibt hilfreiche Gesprächsregeln für Paare, die sich in der Praxis bewährt haben. Wir bieten Ihnen eine Einführung in diese Art der konstruktiven Gesprächsführung an, die Sie dann unmittelbar bei Ihren eigenen Gesprächen einsetzen können.


Die Fähigkeit, miteinander Probleme zu lösen - auf kreative, kompromissbereite und faire Art - ist neben dem Gespräch der zweite Baustein für eine zufriedenstellende Ehebeziehung. Zur effektiven Problemlösung geben wir Ihnen eine klare Struktur an die Hand und trainieren mit Ihnen die Umsetzung. Diese Struktur zeigt Ihnen den Weg auf von der Problemansprache bis hin zur gemeinsamen Lösung.



Wie können Sie Paarproblemen vorbeugen?


Hier einige Hinweise und Anregungen:


1. Das Paar-Gespräch

Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Partner. Das geschieht im regelmäßigen Gespräch und Austausch über Ihre Beziehung. Wie geht es mir in unserer Beziehung, wie geht es dir in unserer Beziehung? Natürlich ist das Gespräch über Kinder, Erledigungen, Pflichten usw. wichtig. Aber sprechen Sie auch immer wieder über Ihre Beziehung bei Ihrer wöchentlichen Zeit zu zweit.

2. Probleme lösen

Unterscheiden Sie zwischen a) lösbaren und b) nicht lösbaren, kontinuierlichen Problemen. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber nicht alle Probleme, die Paare miteinander haben, können gelöst werden. Nicht lösbare, kontinuierliche Probleme können z.B. aus unterschiedlichen Charakterstrukturen, Vorlieben usw. entstehen. Hier ist es viel hilfreicher, mit Akzeptanz und Annahme (s. Pkt.8) zu reagieren, als zu versuchen, den Partner zu ändern. Für lösbare Probleme hat sich folgendes Schema bewährt:

  • das Problem ansprechen, aktiv zuhören, die Meinung des anderen in Ruhe anhören
  • Lösungsmöglichkeiten sammeln
  • Lösungsmöglichkeiten hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile diskutieren
  • die beste Lösungsmöglichkeit auswählen
  • überlegen, wie die Lösung umgesetzt werden kann (wer macht wann was und wie?)
  • nach einer vereinbarten Zeit sowohl die Zielerreichung als auch die Umsetzung der einzelnen Schritte überprüfen

3. Wertschätzung, Einfühlung, Echtheit pflegen und eigenverantwortlich weiterentwickeln

Diese drei Haltungen bzw Fähigkeiten geben den Rahmen, in dem sich ein gutes Miteinander entfalten kann. Besonders am Gespräch wird das deulich. Wie ganz anders verläuft ein Gespräch, bei dem Wertschätzung, Einfühlung und Echtheit zum Ausdruck kommen. So strahlen diese drei Haltungen und Fähigkeiten auf alle Gebiete der Ehe aus. Sie sind Ausdrucksformen der Liebe. Damit sie ihre Kraft entfalten, benötigt das Paar aber auch immer wieder den Willen, neu miteinander anzufangen (s. Pkt. 10) . "Pflegen und eigenverantwortlich weiterentwickeln" bedeutet, dass jeder Partner die Bedeutung dieser Haltungen erkennt und sich hier um seine Weiterentwicklung bemüht. 

4. Sexualität

Sie ist Ausdruck der Persönlichkeit und der Beziehung und steht in enger Wechselwirkung mit den oben angeführten Punkten. Oft müssen zuerst dort Verbesserungen erreicht werden, wenn ein Paar Schwierigkeiten im sexuellen Bereich hat. Im konstruktiven Gespräch bleiben (s. Pkt. 1) ist besonders wichtig, da ein enger Zusammenhang zwischen konstruktivem Gespräch und erfüllter Sexualität besteht.

5. Zufriedenstellende Aufgabenteilung

Eine Partnerschaft kann mit dem Bild eines Ruderbootes verglichen werden. Nur wenn beide Partner im Boot in etwa gleiche "Ruderbeiträge" leisten, kommen sie von der Stelle und sind zufrieden. Als Partner erwarten wir Fairness und Gerechtigkeit bei der Aufteilung der Aufgaben und Pflichten und der gegenseitigen Unterstützung. Achten Sie also darauf, hier vergleichbare Beiträge zu leisten. Es ist zwar normal, dass zeitweise ein Ungleichgewicht bestehen kann. Aber über einen längeren Zeitraum sollten die Beiträge in etwa ausgeglichen sein.

6. In Krisen zueinander stehen

Kein Paar, das länger zusammenlebt, wird von Krisen verschont bleiben. Dabei denken wir vor allem an Krisen und Belastungen, die von außen auf beide oder einen der Partner zukommen. Zu erleben, wie der Partner zu einem steht und mitträgt oder wie eine Krise gemeinsam durchgestanden wird, kann sich sehr stabilisierend und verbindend auf die Ehe auswirken. 

7. Konstruktiv reden und streiten

Wenn gestritten wird - Meinungsverschiedenheiten sind unvermeidlich - dann sollte sich das Paar um eine faire Streitkultur bemühen. Gesprächsregeln (ausreden lassen, zuhören, zusammenfassen, von sich reden usw), die beide gelernt haben und anwenden, sind sehr hilfreich. Wenn die Gemüter sich dann doch einmal erhitzen, sollten beide auf destruktive Streitmuster und Methoden verzichten. Droht das Gespräch dennoch destruktiv zu werden, kann ein von beiden vereinbartes Signal das Gespräch zunächst beenden. Es kann dann nach einiger Zeit, wenn sich beide beruhigt haben, sachlicher weitergeführt werden. 

8. Annahme, Akzeptanz

Paare reiben sich unnötig auf, wenn sie versuchen, den andern zu verändern. Verändern kann sich ein Mensch nur selbst. Jedoch nur die Persönlichkeitmerkmale, die an der Oberfläche liegen, sind veränderbar, nicht aber die Tiefenstruktur. Daher ist die beste Haltung meinem Partner gegenüber, ihn zu 100% anzunehmen, so wie er ist. Nachlässigkeiten, mit denen wir unseren Partner nerven, sind damit nicht gemeint. Hier sollten wir Lernbereitschaft zeigen. Damit drücken wir auch Wertschätzung aus. (s. Punkt 3)

9. Glauben, Werte

Gemeinsamer Glaube, ein gemeinsames Wertesystem sind eine wichtige Grundlage für eine gute Ehe. Das Verbindende ist hierbei weniger die Theorie, die man im Kopf hat, sondern die gelebten Werte.

10. Verzeihen

Trotz beiderseitigen Bemühens, angemessen zu kommunizieren, verhärtet sich manchmal das Gespräch und eskaliert. Emotionale Verletzungen sind die Folge. Zögern Sie nicht, wenn Sie sich beide beruhigt haben, auf Ihren Partner zuzugehen und ihn um Verzeihung zu bitten. Lassen Sie hier nichts "anbrennen" oder verschleppen Sie die Bitte um Verzeihung nicht. Tun Sie es, wenn möglich, noch vor dem Einschlafen. Den Partner um Verzeihung zu bitten und selbst auch Verzeihung zu gewähren, macht den Weg wieder frei zum konstruktiven Gespräch. Hier können beide überlegen, was jeder für eine bessere Beziehung tun will.

11. Gemeinsame Aufgaben, Freunde, Beziehungen

Jede Ehe ist ein System - eine sinnvolle Einheit von zwei Menschen, die aber wieder eingebunden ist in größere Systeme und Zusammenhänge: Verwandschaft, Freundschaft, Nachbarschaft, Gemeinde (religiös, politisch), Arbeitsplatz, Gesellschaft. In diesen unterschiedlichen Bezügen einen für beide Partner befriedigenden Platz zu finden, ist eine andauernde Aufgabe. Vielleicht bietet sich die Gelegenheit, an einer gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten, sofern es Zeit und Kraft erlauben. Oder beide bleiben in einem lebendigen Austausch über ihre jeweiligen Interessengebiete. Auch das kann ein sehr verbindendes Element in Ihrer Ehe sein oder werden.



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